Vorläufige kurze Nachricht über die Recherchen zur Identifikation des realen Vorbildes für Gratianus von Elbenstein (Stand: Oktober 2015). In: Johann Gottfried Schnabels Cavalier-Roman. Vermessung eines lange unterschätzten Werks. Hg. von Günter Dammann. Würzburg 2017, 263f.
Das Vorbild, nach dem Schnabel den Protagonisten seines „Cavalier“-Romans gezeichnet hat, ist Johann (Hans) Haubold von Stiehl (um 1660–1730). Der Sohn eines Juristen, dem 1686 vom sächsischen Kurfürsten der erbliche Adel verliehen wurde, dürfte mit seinem Italien-Aufenthalt nicht die Absolvierung eines ‚Grand Tour‘, sondern lediglich ein ‚Praktikum‘ an einem kleineren Hof beabsichtigt haben. Welcher das war, konnte ich bisher nicht herausfinden. Unter den in Frage kommenden Territorien scheint mir das Gonzaga-Fürstentum Novellara nahe Mantua die heißeste Spur. 1703 wird der mittlerweile nach Deutschland zurückgekehrte von Stiehl Hofmarschall im Fürstentum Sondershausen, wo er allerdings 1718 wegen eines langwierigen Konkursprozesses demissionieren muss. Er stirbt 1730. Schnabel kann seinen Roman nur aufgrund von ihm überlassenen Aufzeichnungen (auch literarischen Exzerpten aus der Novellistik) geschrieben haben.