Neue Funde zur frühen Biographie Hans Erich Nossacks. In: Hans Erich Nossack. Leben, Werk, Kontext. Hg. von Günter Dammann. Würzburg 2000, 227–237.
Hans Erich Nossack hat als arrivierter Schriftsteller nie einen Hehl daraus gemacht, dass er als junger Student (unmittelbar nach dem Ende des Weltkriegs, in dem er nicht mehr hatte zum Einsatz kommen können) der äußersten Rechten sehr nahe gestanden habe, bevor er, als etwa 22jähriger, also 1923, zur KPD wechselte. Im Lichte neuer Funde muss man in seinen scheinbar freimütigen Äußerungen über die Jahre um 1920 jedoch eine vielleicht nur halbbewusste Strategie zur Modellierung einer entelechisch verstandenen Vita sehen. Danach stehe die Oktoberrevolution von 1917 als Fanal über der Hoffnung seiner Generation, dessen Wirkungsmacht lediglich zunächst unter ein paar falschen Tendenzen nicht zum Zuge gekommen sei. Die neuen Daten zeigen indessen den jungen Nossack von 1919 bis Ende 1922 in einer ganz konsequenten Parteinahme für die extreme Rechte. In einer wohl dramatischen Krise verliert der Student seine bisherige Orientierung. Was dann endlich nach 1945 zu erscheinen beginnt, steht kognitiv im neuen linken Horizont, psychologisch aber weiterhin in der Mentalität der ‚soldatischen Männer‘ und gewinnt aus diesem Widerspruch und inneren Kampf seinen Spannungsreichtum.