‚...guts Neues von den Europäischen Sachen‘

‚...guts Neues von den Europäischen Sachen‘. Zeitungen im Geschicht-Roman von Eberhard Werner Happel. In: Die Entstehung des Zeitungswesens im 17. Jahrhundert. Ein neues Medium und seine Folgen für das Kommunikationssystem der Frühen Neuzeit. Hg. von Volker Bauer und Holger Böning. Bremen 2011, 235–268.

Teileinheit von fünf Romanen innerhalb des Œuvres von Eberhard Werner Happel (1647–1690): ‚Geschicht-Romane‘ auf die Jahre 1685, 1686, 1687, 1688 und 1690, die in vier Nummern pro Jahr zum Quartalsende als Zeitung ausgegeben wurden. Auch die den Romanen jeweils ihre Einheit sichernde fiktionale Handlung ist auf die aktuellen Quartale berechnet. Jeder einzelne Roman besteht aus drei Teilmengen (Geschichte[n], Materien, Liebes- und Helden-Geschichte). Gegeben wird eine Quantifizierung der Teilmengen für jeden Band. Die Analyse der Befunde geht von der allgemeinen Annahme aus, dass die 1670er Jahre als eine Zeit der Veränderungen in der Presselandschaft gelten. Untersucht wird, wie das im Roman gebrachte Nachrichtenmaterial sich von dem der Zeitungen selbst unterscheidet und welchen wirkungsästhetischen ‚Mehrwert‘ es bei der Einfügung in romaneske Handlungszusammenhänge gewinnt. Wichtig ist hier der Vergleich mit der Zurichtung, welche die Nachrichtenstoffe schon bei ihrer Redaktion für die monatlichen oder halbjährlichen Zeitungsrückblicke der Presse („Kern-Chronica“) erfahren haben. Wenn Happel Nachrichten mit Hintergründen und Deutungen versehen will, dann erfindet er dafür geselligen Runden, in denen etwa ein Korrespondentenbrief verlesen, vor allem aber das Vorgetragene ausführlich besprochen werden kann. Als man im Gespräch über die Revokation des Edikts von Nantes von einigen Teilnehmern die Auffassung vernimmt, der Vorgang habe erst im vergangenen Jahr seinen Anfang genommen, werden zur Belehrung drei Dokumente auf 50 Seiten eingeschaltet, damit die Verhältnisse ins rechte Licht kommen. Happels geradezu fieberhafte Mitschrift der Zeitgeschichte gewinnt ihre Motivation daraus, dass der Romancier sich im Auftrag sieht, die Kenntnis der Vergangenheit für zukünftige Generationen zu sichern. Die eigene Zeit sei eine Zeit, in der immens viel und immens Wichtiges geschehe.